Donnerstag, 16. April 2020

Die Biografie meines Lebens

Hallo Freunde,
nach fast 4 Jahren bin ich zurück. Dank der Ausgangssperre,  welche wir in meinem Bundesland haben, habe ich wieder die Zeit hier zu posten. Heute also mal wieder eine Kurzgeschichte. Ihr findet sie unter dem gleichen Namen auch bei Wattpad.

Noch nie hatte ich ein Buch so schnell gelesen. Ich hatte es förmlich verschlungen. Wie hätte ich auch anders können? Schließlich hatte ich etwas Unglaubliches entdeckt.
Mehr oder minder durch Zufall war ich auf diesen Teil der Bibliothek gestoßen. Er war nur durch den Geheimgang zu erreichen, den ich auf Grund ein paar Ereignisse, die hier gerade nichts zur Sache tun, entdeckt hatte.
Und da waren sie nun vor mir, die Biographien aller Menschen, die auf dieser Welt leben und in einem anderen Raum die derer, die diese Welt bereits verlassen hatten.
Mein eigenes Buch, welches meinen Namen, Emily Scott, trug, hatte ich gefunden und nun las ich es. Ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde, doch immer wieder vielen mit kleine Seitenvermerke auf. Sie wiesen auf andere Biographien hin.
Es dauerte nicht lange und dann hatte ich die Bücher, der Leute, die so erwähnt wurden, zusammengesucht und konnte zusammenhängend alles lesen. Es war als ginge ein Traum in Erfüllung. Endlich wusste ich, was die anderen in Wirklichkeit von mir hielten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas so Interessantes gelesen hatte.
Da saß ich nun und las und las und las. Fast war ich fertig, ich hatte im Buch schon mein 20. Lebensjahr erreicht und aktuell war ich 25, als mir ein Name ins Auge fiel, den ich schon lange nicht mehr gehört hatte, Nicholas Harris.
Er war ein Typ gewesen, mit dem ich mal eine Zeit lang etwas hatte. Er hatte sich in mich verliebt, doch ich war nicht bereit für eine richtige Beziehung, denn alles voran ich dachte, war ins Ausland zu gehen und nie wieder zurück zu kehren und da brauchte ich keine Freund, der mich möglicherweise zurückhielt.
Es war der 17.01.2013 gewesen, als ich ihn kennengelernt hatte. Ich weiß noch, dass ich ihn damals direkt sehr attraktiv fand und mich zu ihm hingezogen fühlte. Wie hatte er wohl dieses Treffen empfunden? Zum Glück konnte ich das ja in seiner Biographie nachlesen. „Nicholas Harris, 17.01.2013, Seite 192", sagte der Vermerk, also suchte ich das Buch, doch ich fand es nicht. War es nicht mit in der Abteilung gewesen oder hatte ich es bei meiner Suche einfach übersehen?
Nachdem ich jeden Buchrücken von Harrigton bis Haystings gelesen hat und er nicht dabei gewesen war, bekam ich einen Verdacht, der mich einen Moment aus dem Konzept bracht. ‚Was, wenn...?', dachte ich und vor Schreck verstummte der Rest des Gedanken. Ich musste etwas nachprüfen. Langsam mit unsicherem Gang durchquerte ich den Raum und mit jedem Schritt zitterten meine Knie mehr. ‚Bitte lass es nicht wahr sein.' Schließlich war ich auf der anderen Seite des Raumes und las mir wieder die Namen des Biographien durch.
Nicht einmal eine Minute später bestätigte sich meine Vermutung und ich zog Nicholas' Biographie aus dem Regal. Ich sackte mutlos zu Boden und noch bevor ich das Buch in meiner Hand öffnete, schossen mir Tränen in die Augen.
Er war tot, Nicholas, sonst hätte seine Biographie nicht hier stehen dürfen, sondern auf der anderen Seite des Raumes. Ich schlug den 17.01. auf und las mir die Seite durch.
„An diesem Tag traf Nicolas zum ersten Mal die Liebe seines Lebens. Auch wenn sie es vielleicht noch nicht wusste, war sie die Eine für ihn und in diesem Moment änderte sich seine kritische Ansicht gegenüber Liebe auf den ersten Blick. Er hielt sie für perfekt."
Oh mein Gott, bereits nach diesem Anfang hatte ich nicht weiter lesen können. Wieso hatte er so für mich empfunden? Wie kann überhaupt jemand für mich so empfinden? Ich war schließlich nur ich.
In meiner Biografie füllte das mit Nicolas und mir vielleicht um die zehn Seiten, doch als ich dann nach längerer Zeit die Trauer etwas zurückstellte und sein Buch überflog, stellte ich fest, dass es bei ihm mindestens 100 Seiten sein mussten. Diese ganzen Gefühle und Dinge, die er mir gegenüber gedacht hatte...ich musste blind gewesen sein, ihn gehen zu lassen.
Mit einem Mal liefen die Tränen nur so in Strömen. War es wirklich möglich, dass man für andere Personen eine Satz in seiner Biographie übrig hatte, aber sie ganze Kapitel über einen? Ich wünschte, ich hätte dieses Bibliothek nie entdeckt.
Wieso war ich so unwissend gewesen?Ich war sein ein und alles und er war für mich einfach nur ein Typ, den ich vielleicht liebte, was mir aber wegen anderer Träume damals nicht richtig bewusst wurde. Der Kontakt war abgebrochen.
Und jetzt? Jetzt ist er tot, oder? Schnell blätterte ich auf die letzte Seite. Doch da war keine letzte Seite. Sie musste fehlen. Man sah eindeutig, dass etwas herausgerissen wurde. War es vielleicht doch nur ein Irrtum gewesen und die Biographie stand in der falschen Abteilung?
Ich überlegte, ob ich ihn anrufen könnte, vielleicht war die Nummer noch aktuell. Also wählte ich, es klingelte dreimal. Dann nahm jemand ab. „Ja?" Doch die Stimme war mir unbekannt.
Ich hoffe, die Zeit Zuhause wird euch nicht zu langweilig.
Bleibt gesund.

Mittwoch, 24. August 2016

Weg von hier

Hallo Freunde,
hatte jemand von euch schon mal das Gefühl, es an einem Ort nicht mehr aushalten zu können...egal, wie sehr man sich bemüht?


Amy hielt es nicht mehr aus. Sie musste raus, weg von hier. Am besten in eine Großstadt. Sie wollten niemanden von ihnen mehr wieder sehen, abgesehen von ihrer besten Freundin vielleicht. Es war früher Abend, als sie ihre Tasche packte.
In etwa einer Stunde wollte sie mit dem Zug von ihrem kleinen, beschaulichen Dorf in die Großstadt fahren. Nun war endlich der Tag gekommen und sie konnte sich nicht einmal von jemandem verabschieden, Tina ausgenommen.
Ihre beste Freundin war die Einzige gewesen, der sie sich anvertraut hatte. Diese war zwar nicht gerade begeistert davon gewesen, aber sie wusste, dass Amy das Dorf hasste. Also hatte Tine es für sich behalten und sich sogar ein wenig für Amy gefreut, auch wenn sie ahnte, dass sie ihre Freundin schrecklich vermissen würde.
Es hatte kaum einen Tag gegeben, an dem sie sich nicht gesehen hatten, weil man sich hier unweigerlich andauernd über den Weg  läuft.
Und auch das war es, was Amy nicht mehr aushielt. Sie wollte nicht mehr Tag ein, Tag aus dieselben Leute sehen, die sie seit 21 Jahren kannte. Es war an der Zeit neue Wege einzuschlagen.
Doch wenn es nach ihren Eltern ging, wäre sie  nie wirklich hier raus gekommen. Als Amy aufs Internat wollte, ließen ihre Eltern sie nicht. Als sie in der 11. Klasse ein Auslandsjahr machen wollte, ließen ihre Eltern sie nicht und als sie nach dem Abschluss um die Welt reisen wollten, von ihrem eigenen Geld, ließen ihre Eltern sie nicht. Deswegen hatte sie ihr Leben lang gerade einmal die umliegenden Städte gesehen und das war es.
Doch dann war sie auf die Internetseite des Oxford Colleges gestoßen, welches auch vollbezahlte Stipendien anbot, wenn man zwar das Wissen hatte, aber sich die Eliteuniversität nicht leisten konnte. Amy erinnerte sich immer noch genau an dem Tag, als sie ihre Bewerbung für ein Stipendium losschickte. Sie war so aufgeregt gewesen. Und dann, einen halben Monat später, kam die Zusage.
Noch nie war sie so glücklich gewesen, endlich konnte sie weg von hier, in die Welt.
Ihre Eltern würden ihr zwar etwas fehlen, aber deswegen würde sie nicht zurück kommen.
Am nächsten Montag würde das Semester beginnen und als Amy an diesem Abend zum Bahnhof lief, spürte sie, wie eine große Last von ihren Schultern fiel. Sie war frei. Das Gefühl der Erdrückung und der Einengung war weg. Für einen Moment war sie einfach glücklich.
Doch dann prasselte die Wirklichkeit wieder auf sie nieder und sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht verabschiedet hatte, besonders nicht von ihrem großen Bruder Luke. Für einen Augenblick überlegte sie noch einmal zurück zu gehen und ihm auf Wiedersehen zu sagen, aber sie entschied sich dagegen. Er würde damit leben müssen. Und für sie war es an der Zeit loszulassen, wirklich loszulassen.
Inzwischen war sie am Fahrkartenschalter angekommen. Sie kauft sich eine Karte. Der Mann dahinter lächelte sie freundlich an.
„Hallo, Amy, wohin geht’s denn?“, fragte er.
„Einmal nach Oxford bitte.“
Er blickte Amy erstaunt an. „Das ist aber weit weg.“
„Hmm.“, antwortete sie nur, bezahlte das Ticket und ging zum Bahnsteig.
In nicht mal mehr zehn Minuten kam der Zug und langsam fingen Amys Knie an zu zittern, aber nicht vor Angst, sondern vor Aufregung. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam der Zug. Voller Freude setzte sie den ersten Schritt hinein, als sie plötzlich jemand am Arm festhielt.
„Bitte warte noch.“, es war ihr Bruder. Er hatte sich noch nie so traurig und verloren gefühlt, da seine Schwester ohne ein Wort abhauen wollte. Wieso hatte sie ihm nichts davon erzählt? Er hätte sie doch verstanden. „Bitte, Amy, es ist okay, wenn du gehen willst. Aber du solltest dich wenigstens noch von uns allen verabschieden.“ Einen Moment wankte wieder einmal Amys Entschluss einfach ohne ein Wort zu verschwinden. Traurig sah sie ihren Bruder an.
Bevor sie etwas erwidern konnte, rief der Schaffner: „Bitte, Ms., wenn Sie mitfahren wollen, dann steigen Sie jetzt ein.“

Wie findet ihr die Story? :)

Dienstag, 23. August 2016

Die erste Kurzgeschichte

Hi Leute,
Ich habe mir den Blog heute erstellt, also werde ich auch gleich mal meine erste Kurzgeschichte hochladen :D
Ich hoffe, sie gefällt euch :)

Es war ein kalter Dezember, als es passiert.
Über die Nacht hatte es Blitzeis gegeben, weshalb ein Autofahrer von der Straße abkam. Er raste direkt auf uns, Chris und mich, zu. Noch bevor ich überhaupt merkte, was passiert war, hatte er mich schon zur Seite gestoßen und ich war auf dem kalten Pflaster aufgekommen.
Den Aufprall bemerkte ich noch, doch danach verlor ich das Bewusstsein. Und da lag er nun, mein bester Freund seit Kindertagen, in einem dieser schrecklichen weißen Krankenhausbetten.
Ich hatte den Unfall vor einem halben Jahr ohne bleibenden Schaden überstanden, aber ihn hatte es viel schlimmer getroffen. Er lag im Koma und obwohl ich ihn täglich besuchte, kam es mir immer noch surreal vor, ihn so zu sehen. Die Ärzte meinten, an jedem weiteren Tag, der verging, wurden die Aussichten geringer, dass er jemals wieder aufwachte.
Daran wagte ich gar nicht zu denken, allein von der Überlegung ihn nie wieder lachen zu hören wurde mir übel. Doch bereits einen Tag nach den Unfall war in meinem Kopf diese Stimme, die sagte: "Das alles wird nicht gut enden!" Jedes mal sagte ich zu mir selbst: "Beruhig dich, Jane, er wird es überleben, alles wird gut."
Dann etwa eine Woche nach dem Unfall hatte ich mich zum ersten Mal getraut ihn wieder anzufassen. Damals hatte ich seine Hand genommen, aber vor Schreck gleich wieder losgelassen, denn sie war eiskalt und wirkte leblos. Und nun nach einem halben Jahr war es so weit, einen Tag nach seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag sollten die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden.
Als ich an diesem Tag, einen Tag vor seinem Geburtstag, ihn besuchte, flehte ich zu jedem Gott, den ich kannte, es solle ein Wunder geschehen. Doch solange ich auch wartete, es geschah nichts.
Also fing ich an ihn zu beobachten, seine dunkelbraunen Haare, die strahlend weißen Zähne und dachte ich an sein Augen. Sie hatten ein tiefes Blau und jedesmal, wenn ich sie ansah, hatte ich das Gefühl darin zu versinken. Erst jetzt merkte ich die Intensivität, mit der ich ihn vermisste.
Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass ich für Chris jemals etwas anderes empfinden könnte als Freundschaft, hätte ich mich kopfschüttelnd abgewandt, doch jetzt war es zum ersten Mal mehr als das.
Bevor ich wusste, was ich da tat, gab ich ihm einen Kuss, kein besonders langen und unsere Lippen hatten sich auch nur leicht berührt, aber trotzdem war er der schönste, den ich je erlebt hatte.
Im ersten Moment war ich geschockt, hatte ich das gerade wirklich getan? Ich war überwältigt von meinen Gefühlen, doch dann wandte ich mich aber, denn das alles war nicht richtig. Ich wusste genau, dass er in zwei Tagen sterben würde, also durfte mir so etwas nicht passieren.
Leise flüsterte ich: "Es tut mir leid."
Ich wollte mich gerade umdrehen und gehen, als ich noch hinzufügt: "Bitte wach auf, tu es für mich."
Ich wandte mich zum Gehen und war gerade an der Tür angekommen, als ich hinter mir hörte wieder jemand leise sagte: "Warte, Jane, verlass mich nicht."