nach fast 4 Jahren bin ich zurück. Dank der Ausgangssperre, welche wir in meinem Bundesland haben, habe ich wieder die Zeit hier zu posten. Heute also mal wieder eine Kurzgeschichte. Ihr findet sie unter dem gleichen Namen auch bei Wattpad.
Noch nie hatte ich ein Buch so schnell gelesen. Ich hatte es förmlich verschlungen. Wie hätte ich auch anders können? Schließlich hatte ich etwas Unglaubliches entdeckt.
Mehr oder minder durch Zufall war ich auf diesen Teil der Bibliothek gestoßen. Er war nur durch den Geheimgang zu erreichen, den ich auf Grund ein paar Ereignisse, die hier gerade nichts zur Sache tun, entdeckt hatte.
Und da waren sie nun vor mir, die Biographien aller Menschen, die auf dieser Welt leben und in einem anderen Raum die derer, die diese Welt bereits verlassen hatten.
Mein eigenes Buch, welches meinen Namen, Emily Scott, trug, hatte ich gefunden und nun las ich es. Ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde, doch immer wieder vielen mit kleine Seitenvermerke auf. Sie wiesen auf andere Biographien hin.
Es dauerte nicht lange und dann hatte ich die Bücher, der Leute, die so erwähnt wurden, zusammengesucht und konnte zusammenhängend alles lesen. Es war als ginge ein Traum in Erfüllung. Endlich wusste ich, was die anderen in Wirklichkeit von mir hielten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas so Interessantes gelesen hatte.
Da saß ich nun und las und las und las. Fast war ich fertig, ich hatte im Buch schon mein 20. Lebensjahr erreicht und aktuell war ich 25, als mir ein Name ins Auge fiel, den ich schon lange nicht mehr gehört hatte, Nicholas Harris.
Er war ein Typ gewesen, mit dem ich mal eine Zeit lang etwas hatte. Er hatte sich in mich verliebt, doch ich war nicht bereit für eine richtige Beziehung, denn alles voran ich dachte, war ins Ausland zu gehen und nie wieder zurück zu kehren und da brauchte ich keine Freund, der mich möglicherweise zurückhielt.
Es war der 17.01.2013 gewesen, als ich ihn kennengelernt hatte. Ich weiß noch, dass ich ihn damals direkt sehr attraktiv fand und mich zu ihm hingezogen fühlte. Wie hatte er wohl dieses Treffen empfunden? Zum Glück konnte ich das ja in seiner Biographie nachlesen. „Nicholas Harris, 17.01.2013, Seite 192", sagte der Vermerk, also suchte ich das Buch, doch ich fand es nicht. War es nicht mit in der Abteilung gewesen oder hatte ich es bei meiner Suche einfach übersehen?
Nachdem ich jeden Buchrücken von Harrigton bis Haystings gelesen hat und er nicht dabei gewesen war, bekam ich einen Verdacht, der mich einen Moment aus dem Konzept bracht. ‚Was, wenn...?', dachte ich und vor Schreck verstummte der Rest des Gedanken. Ich musste etwas nachprüfen. Langsam mit unsicherem Gang durchquerte ich den Raum und mit jedem Schritt zitterten meine Knie mehr. ‚Bitte lass es nicht wahr sein.' Schließlich war ich auf der anderen Seite des Raumes und las mir wieder die Namen des Biographien durch.
Nicht einmal eine Minute später bestätigte sich meine Vermutung und ich zog Nicholas' Biographie aus dem Regal. Ich sackte mutlos zu Boden und noch bevor ich das Buch in meiner Hand öffnete, schossen mir Tränen in die Augen.
Er war tot, Nicholas, sonst hätte seine Biographie nicht hier stehen dürfen, sondern auf der anderen Seite des Raumes. Ich schlug den 17.01. auf und las mir die Seite durch.
„An diesem Tag traf Nicolas zum ersten Mal die Liebe seines Lebens. Auch wenn sie es vielleicht noch nicht wusste, war sie die Eine für ihn und in diesem Moment änderte sich seine kritische Ansicht gegenüber Liebe auf den ersten Blick. Er hielt sie für perfekt."
Oh mein Gott, bereits nach diesem Anfang hatte ich nicht weiter lesen können. Wieso hatte er so für mich empfunden? Wie kann überhaupt jemand für mich so empfinden? Ich war schließlich nur ich.
In meiner Biografie füllte das mit Nicolas und mir vielleicht um die zehn Seiten, doch als ich dann nach längerer Zeit die Trauer etwas zurückstellte und sein Buch überflog, stellte ich fest, dass es bei ihm mindestens 100 Seiten sein mussten. Diese ganzen Gefühle und Dinge, die er mir gegenüber gedacht hatte...ich musste blind gewesen sein, ihn gehen zu lassen.
Mit einem Mal liefen die Tränen nur so in Strömen. War es wirklich möglich, dass man für andere Personen eine Satz in seiner Biographie übrig hatte, aber sie ganze Kapitel über einen? Ich wünschte, ich hätte dieses Bibliothek nie entdeckt.
Wieso war ich so unwissend gewesen?Ich war sein ein und alles und er war für mich einfach nur ein Typ, den ich vielleicht liebte, was mir aber wegen anderer Träume damals nicht richtig bewusst wurde. Der Kontakt war abgebrochen.
Und jetzt? Jetzt ist er tot, oder? Schnell blätterte ich auf die letzte Seite. Doch da war keine letzte Seite. Sie musste fehlen. Man sah eindeutig, dass etwas herausgerissen wurde. War es vielleicht doch nur ein Irrtum gewesen und die Biographie stand in der falschen Abteilung?
Ich überlegte, ob ich ihn anrufen könnte, vielleicht war die Nummer noch aktuell. Also wählte ich, es klingelte dreimal. Dann nahm jemand ab. „Ja?" Doch die Stimme war mir unbekannt.
Ich hoffe, die Zeit Zuhause wird euch nicht zu langweilig.
Bleibt gesund.
Bleibt gesund.
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